Die sogenannten Kiowa-Apache gehörten zu jenen unberittenen sammelnden und jagenden Athapaskengruppen, die vor Jahrhunderten die großen Ebenen im Westen Nordamerikas bevölkerten. Während die meisten dieser Gruppen jedoch vernichtet oder nach Süden und Südwesten abgedrängt wurden, als Stämme wie die Comanche und Ute in die Plains drängten und sich die Kultur der berittenen und bisonjagenden Plainsindianer herausbildete, arrangierten sich die Kiowa-Apache mit den benachbarten Kiowa und sicherten auf diese Weise ihr Überleben.Die erste Kunde von der Existenz dieses Stammes erhielt der französische Reisende Robert Sieur de La Salle (1643-87), als er 1682 mit Booten den Mississippi hinabfuhr und die Kolonie Louisiana gründete. Es sollen ihm Pawnee von den Gattacka (auch Catacka, Kataka) berichtet haben, die den Spaniern im Südwesten Pferde stehlten und sie mitunter an die Pawnee weiterverkauften.Unklar ist, wo die Gattacka zu dieser Zeit lebten. Vielleicht sind sie damals freundschaftliche Beziehungen zu den Kiowa eingegangen, die von Westen her zuwanderten und sich eine Weile südlich der Black Hills festsetzten. Es gibt auch die Meinung, beide Stämme seien schon verbündet gewesen, bevor sie die Rocky Mountains verließen.Im Widerspruch zu diesem nördlichen Wohngebiet steht die Tatsache, daß der französische Händler Bernard de la Harpe, der 1719/22 das Gebiet zwischen dem Red River und dem Arkansas durchreiste, dort in Nachbarschaft der Tawakoni auf die "Quataquois" stieß. Möglicherweise hatten jene auch nur eine längere Wanderung in den Süden unternommen, wo unweit der spanischen Besitzungen leichter Pferde zu beschaffen waren.Jedenfalls fanden die amerikanischen Reisenden Lewis und Clark im Jahr 1805 den Stamm wiederum im Norden in Nachbarschaft der Kiowa vor, die damals noch unmittelbar südlich der Black Hills lebten. Sie verzeichneten den Stamm unter dem Namen Cataka und ermittelten ungefähr 300 Angehörige.Die Leute nannten sich selbst Nadi-ish-dena (Nai-ish-dena), was soviel wie "Unsere Leute" bedeutet. Von ihren Kiowa-Freunden wurden sie unterschiedlich bezeichnet: z.B. K'á-pätop "Messer-Wetzer" oder auch Sádalsómte-k'íägo "Wiesel-Leute". Die Cheyenne sagten Mutsíana-täníu "Wetzstein-Leute". Bei den Amerikanern blieb der Name Gattacka noch eine Weile geläufig - unter dieser Bezeichnung erschienen sie noch im ersten Vertrag, den sie mit den USA schlossen, dann setzte sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts die Bezeichnung Prairie Apache oder Kiowa Apache durch.Seit sie den Euro-Amerikanern bekannt wurden, jagten sie ungehindert im Gebiet der Kiowa, nahmen auch an deren Ritualen teil und hatten ihren festen Platz in der Lagerordnung jenes Stammes. Offenbar waren sie aber doch "politisch" und "juristisch" unabhängig von den stärkeren Freunden und Beschützern.Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß sich die Verbündeten nur mit Hilfe einer allerdings gut funktionierenden Zeichensprache verständigen konnten, denn die Kiowa-Apache - wir wollen sie ab jetzt so nennen - behielten ihren athapaskischen Dialekt bei.Sprachlich haben die Kiowa-Apache zu den im Süden ebenden und als Apache bekannt gewordenen Stämmen keine sehr enge Bindung. Sie werden mitunter gemeinsam mit den Jicarilla und Lipan einer östlichen Apachengruppe zugerechnet. Trotz ihrer gemeinsamen athapaskischen Herkunft hatten die Kiowa-Apache anscheinend lange Zeit keine Kontakte zu den Apache im Südwesten und kamen erst im 19. Jahrhundert wieder in (zunächst feindliche) Berührung.Von einigen wenigen früheren Berichten abgesehen, wurden die Kiowa-Apache erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts historisch faßbar. Damals mochte es etwa 3.000 Kiowa und deutlich weniger Kiowa-Apache gegeben haben. Sie lebten im Gebiet der Black Hills, sahen sich jedoch um 1780 starkem Druck durch die von Osten kommenden Dakota ausgesetzt und wichen systematisch nach Süden aus. Nach anfänglichen Kämpfen mit den Comanche, die sich seit einigen Jahrzehnten in den südlichen Plains festgesetzt hatten, wurde 1790 auf Betreiben eines Händlers zwischen Kiowa und Comanche ein Frieden vermittelt, der sich als dauerhaft erwies. Damit stand der weiteren Südwanderung der Kiowa und ihrer integrierten Kiowa-Apachen zumindest kein starker feindlicher Stamm im Wege.Als Lewis und Clark Anfang des 19. Jahrhunderts den Kontinent durchquerten, fanden sie Kiowa-Apache und Kiowa noch im Gebiet des oberen North Platte vor und gaben ihre Zahl mit 1.800 Kiowa und 300 Kiowa-Apache an (Gesamtbevölkerung, nicht nur Krieger). Wenig später gingen sie dann noch weiter nach Süden.Die enge Verbindung zu den Kiowa mag schuld sein, daß sie sich zwar an allen Kriegen, Streifzügen und Verhandlungen der Kiowa beteiligten, aber kaum gesondert erwähnt wurden. (Mehr als 50 Krieger hatten sie ohnehin kaum aufzubieten.)1837 beteiligten sie sich an den Verhandlungen in Ft. Gibson. Inhalt der dortigen Gespräche waren noch keine Landabtretungen, sondern Durchzugsberechtigungen für Amerikaner nach Westen. Gegenüber den Texanern und Mexikanern erwiesen sich die Kiowa indes als nicht besonders friedfertig, was freilich Ursache hat, die nicht nur auf Seiten der Indianer begründet sind. 1840 erfolgte ein dauerhafter Friedensschluß der verbündeten Comanche und Kiowa mit den Cheyenne und Arapaho. Die ständigen Auseinandersetzungen mit den Texanern und die bisweiligen Angriffe auf den Santa-Fe-Trail hielten an und eskalierten mit dem Ausbruch des Bürgerkrieges. Eine der Ursachen für den allgemeinen Indianerkrieg in diesen Bürgerkriegsjahren war sicher die unverminderte Westwanderung der Amerikaner und die gleichzeitig fehlende behördliche und militärische Präsenz der USA an der Indianergrenze.1864 wandte sich Oberst "Kit" Carson (Chrsitopher Carson, 1809-68) nach der Niederwerfung der Navajo im Südwesten nach Texas, um im Gebiet des Canadian River die Kontrolle über den Santa-Fe-Trail wiederherzustellen. Anfang November verließ er den Ort Cimarron in New Mexico mit über 300 Soldaten und 72 Scouts der Ute und Jicarilla. An anderer Stelle werden 410 Mann Kavallerie, Infanterie und Artillerie genannt, die aus Fort Bascom in New Mexico abmarschierten.Die Truppe marschierte in Richtung Canadian River, wo die Kundschafter am 24. November unweit der ehemaligen Handelsstation Adobe Walls ein Dorf von 150 Zelten (nach anderen waren es 176 Zelte) meldeten. Die Zelte gehörten überwiegend den Kiowa-Apache. Das Zeltlager wurde nach einem straffen Nachtmarsch bei Tagesanbruch des 25. Novembers von den Soldaten erreicht und unverzüglich angegriffen.Die Krieger, unter denen sich auch der bekannte und inzwischen betagte Kiowa-Häuptling Dohasan befand (vielleicht noch andere Gäste), deckten den raschen Rückzug der Frauen und Kinder und zogen sich langsam kämpfend zurück, so daß das Lager schon verlassen war, als es die Soldaten erreichten. Die Indianer wurden etwa 7 km in Richtung Adobe Walls zurückgedrängt, wo Carson auffiel, daß der Widerstand härter wurde und die Zahl der indianischen Kämpfer plötzlich stark zunahm. Da entdeckten die Soldaten in anderthalb Kilometer Entfernung ein weiteres Indianerlager mit etwa 500 Zelten, wahrscheinlich Kiowa und Comanche.Carson verschanzte sich zunächst in Adobe Walls und meinte später, ohne die beiden auf Wagen montierten Haubitzen wäre es ihm wohl schlecht ergangen, indes hatten die Kanonen wohl eher moralische Bedeutung und hielten die Indianer auf Abstand.Die Zahl der indianischen Krieger wurde inzwischen auf 1.000 bis 3.000 geschätzt und Carson begann um die 75 Mann zu fürchten, die er einige Kilometer entfernt beim Troß zurückgelassen hatte. Er brach daraufhin aus Adobe Walls aus und konnte, obwohl die Indianer das Gras angezündet hatten, in Richtung des Kiowa-Apache-Lagers entkommen. Die Indianer griffen dann nicht mehr an. Bevor sich Carson gegen den Rat einiger Offiziere endgültig zurückzog, ließ er das gesamte Zeltlager mit allen Vorräten verbrennen.Später behauptete Carson, der Angriff auf das Indianerlager sei ein Sieg gewesen. Er habe ein Dorf von 150 Zelten zerstört und 200 Krieger geötet oder verwundet. (Die Zahl der indianischen Opfer wurde mit Sicherheit erheblich übertrieben, die Kiowa behaupteten, sie hätten in dem Gefecht nur 5 Männer verloren.) Die Verluste der Soldaten betrugen 2 Tote und 10 Verwundete. Carson schrieb, er habe erstmals die Indianer so verbissen kämpfen sehen und habe sich zurückgezogen, weil er ihre Gefährlichkeit nicht unterschätzen wollte. Die Soldaten waren besonders verbittert, weil sie in dem Indianerlager sogenannte Comancheros gesehen hatten, die den Indianern wahrscheinlich Waffen verkauften.Insgesamt war es ein eher unentschiedenes Gefecht, aber für die Kiowa-Apache wog schwer, daß sie ihr Lager und alle Vorräte verloren hatten. Als die Abgesandten der USA unter dem Indianeragenten J.H. Leavenworth 1865 an der Mündung des Little Arkansas River mit den Southern Cheyenne und den Arapaho verhandelten und die unter Einfluß von Black Kettle und Little Raven stehenden Angehörigen dieser Stämme bewogen, sich auf das Jagdgebiet der Kiowa südlich des Arkansas zu beschränken, schlossen sich (im Oktober 1865) auch die Kiowa-Apache sowie verschiedene Kiowa und Comanche dem Vertrag an.Die Kiowa-Apache wurden damals von dem Häuptling Pacer (auch Pesa; Essa-queta) geführt, der im Frieden mit den Amerikanern die besten Überlebenschancen sah. Da die Kiowa den Weißen trotz der Verhandlungen sehr feindselig gegenüberstanden, ließen sich die Kiowa-Apache im Vertrag vom Little Arkansas offiziell den Cheyenne zuordnen. Praktisch hielt sich jedoch niemand an die Vereinbarungen vom Little Arkansas, zumal sich die Indianer betrogen fühlten, weil sie die versprochenen Waren entweder nicht oder nur in sehr schlechter Qualität erhielten, was die Amerikaner selbst zugaben.Die Zeit der freien Plainsstämme neigte sich indes dem Ende zu. 1867 trafen sich Abgesandte der USA mit Häuptlingen der Comanche, Kiowa und Kiowa-Apache sowie einigen anderen Stämmen am Medicine Lodge Creek und bewirkten das Einverständnis der Indianer, sich gegen Zahlung von Unterstützungen in Form von Decken, Lebensmitteln usw. auf eine Reservation im Indian Territory zu beschränken. Der Vertrag wurde 1868 ratifiziert. Obgleich sich nicht alle Untergruppen der genannten Stämme an den Verhandlungen beteiligt hatten und die kriegerischen Auseinandersetzungen noch mehrere Jahre dauerten, zogen sich die Indianer zunehmend in den Reservationsbereich zurück, wo sie vor der inzwischen offensiven Kriegführung der Armee und Freiwilligenverbände einigermaßen sicher waren. Die Kiowa-Apache trennten sich in diesem Vertrag wieder von den Cheyenne und schlossen sich erneut den Kiowa an. Es gelang dem Häuptling Pacer bis zu seinem Tod im Jahr 1875, seinen kleinen Stamm aus allen kriegerischen Wirren herauszuhalten.1874/75 endeten die kriegerischen Auseinandersetzungen, an denen kleine Gruppen der Kiowa beteiligt waren, endgültig. 1875 etablierte der Quäker A. J. Standing unter den Kiowa-Apache auf deren Wunsch die erste Schule. 1879 erfolgte die endgültige Zusammenlegung der Kiowa, Kiowa-Apache und
Comanche in der Anadarko-Reservation bei Fort Sill, das 1869 gebaut worden war. Außerdem erhalten die Stämme der Anadarko-Reservation Tantiemen aus der Verpachtung von Bergbaurechten (Erdöl, -gas).1932 gaben sich die Kiowa, Kiowa-Apache und Comanche eine gemeinsame Verfassung, die bis 1963 gültig war. Schließlich wurden die Stämme wieder selbständiger und konstituierten sich neu.Die Kiowa gaben sich 1970 eine eigenen Stammesverfassung und gehören zu den bundesweit als Indianer anerkannten Stämmen (Federally Recognized Tribes and Nations), was insbesondere rechtliche Bedeutung hat. Die Kiowa tragen den Namen „Kiowa Indian tribe of Oklahoma", die Kiowa-Apache heißen heute offiziell „Apache tribe of Oklahoma". Die Zahl der Kiowa-Apache betrug über 150 Jahre meist um die 300 Personen, doch wurden sie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von den Pocken geschwächt, in den Jahren 1892 und 1905 litten sie unter Masernepidemien. Nachfolgende Liste gibt einige Bevölkerungszahlen der
Kiowa-Apache an:
1805: ca. 300 Zahlenangaben von 1971 geben etwa 400 Kiowa-Apache an. Nach dem Zensus von 1990 sprachen von den etwa 1.000 Kiowa-Apache außer Englisch nur noch 18 ihre Stammessprache. Ihre Sprache ist also fast ausgestorben. (Nicht zu vergessen jedoch die zahlreicheren anderen Apache-Gruppen in mehreren Reservationen von New Mexico und Arizona). Von den 6.000 Kiowa, die heute offiziell zum Stamm gehören, sprachen 1990 übrigens noch 1.092 Angehörige mehr oder minder gut ihre Stammes-Sprache. Sie gehören jedoch größtenteils der mittlere und älteren Generation an.
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